Der früher völlig unwegsame Oberharz diente einst von ca. 1000 bis 1200 fast ausschließlich als Holzlieferant. Dieses Holz wurde zum großen Teil für die Herstellung von Holzkohle benötigt (Köhler), die zur Verhüttung des geförderten Erzes gebraucht wurde. Nachdem der Bergbau zunächst nur am Harzrand (Goslar) betrieben wurde, ist er Anfang des 13. Jahrhunderts auch im Oberharz aufgenommen worden. Durch verschiedene Umstände kam er aber schon nach ca. 150 Jahren wieder zum Erliegen. Erst Anfang des 16. Jahrhunderts erließen die Landesherren sogenannte „Bergfreiheiten”, deren Vergünstigungen (z.B. freies Holz zum Bauen und Heizen, freies Viehweiderecht usw.) Bergleute aus anderen Bergbaugebieten anregten, sich hier niederzulassen. So kamen vorwiegend Erzgebirgler in diesen Raum.

Im Jahr 1617 erhielt Altenau das Stadtrecht und ein eigenes Stadtwappen zuerkannt. Letzteres zeigt auf einem grün/weißen Schild drei Bärentatzen, von denen zwei die Wahrzeichen des Bergbaues (Schlegel und Eisen) und die dritte das Wahrzeichen der Waldhoheit (die Wolfsangel) halten.

Die Bergfreiheiten wurden für den Ort im Jahre 1636 verbrieft, womit Altenau nunmehr endgültig zu den übrigen 6 „Freien Bergstädten” des Oberharzes gehörte.

Der Bergbau sorgte für den Aufschwung des Ortes, der sich im Laufe der Jahre mehr und mehr in die 5 Täler ausdehnte (Okertal, Schultal, Kleine-Oker-Tal, Große-Oker-Tal, Gerlachsbachtal). Verschiedene wirtschaftliche Faktoren führten jedoch schließlich dazu, dass der Bergbau zum erliegen kam. Der Eisenhüttenbetrieb wurde 1871 eingestellt und zum Schluss erfolgte 1911 die Stilllegung der Silberhütte. An ihr früheres Vorhandensein erinnert heute noch die Straßenbezeichnung „An der Silberhütte”.

Ortsbild

Der Kernort Altenau wird von alten Bergmannshäusern aus dieser Zeit charakterisiert. Typisch für die Region ist die Verwendung von Holz als Baumaterial, insbesondere in der Außenverkleidung. Im Ort befindet sich die sehenswerte Holzkirche St. Nikolai, die im 17. Jahrhundert erbaut wurde.

Man findet in Altenau noch weitere Zeugen des früheren Bergbaus, wie alte Gruben und Zeichen, sowie Kunsthandwerk aus der erzgebirgischen Herkunft der eingewanderten Einwohner. Als typische für die Gegend werden kunstvolle Holzschnitzereien, Klöppeln, Oberharzer Trachten, heimatliche Lieder, Jodler, Volkstänze, Peitschenkonzerte und Kuhhirtensignale angesehen. Eine weitere Tradition ist das seit 2014 als Immaterielles Weltkulturerbe anerkannte Brauchtum des Finkenmanövers im Harz, das in Altenau noch jährlich abgehalten wird.

Durch die Montanwirtschaft entstand in der Umgebung eine hochprofessionelle Wasserwirtschaft, die noch heute existiert. Zu besichtigen ist dabei die Oberharzer Wasserwirtschaft, das vom Unesco-Welterbekomitee 2010 als Natur- und Kulturerbe aufgenommen wurde. Die Oberharzer Wasserwirtschaft stellt ein dabei weltweit ein einmaliges Wasserleitsystem dar, das als eines der größten vorindustriellen Energieversorgungssysteme angesehen wird.